Vom Leben am Rande der Digitalisierung
Da tipp ich hier noch schnell ne Mail… ach, das ist aber auch ein lustiges Video, das leite ich grad mal noch weiter… wen muss ich noch anrufen? Dann poste ich dort noch eine Veranstaltung und schau mal da noch, was hier abgeht… Wer hatte was zu mittag gegessen und warum sind denn die schon wieder im Urlaub? Was hat denn der für eine Meinung und was sagt sie denn zu diesem Thema…
Wer kennt das? Das Handy fest in der Hand, die Kopfhörer auf laut und schon sind wir alle fest miteinander verbunden. Die Digitalisierung schlägt gewaltig um sich und wir machen fröhlich mit. Tippen hier auf dem Smartphone, posten da noch schnell etwas am PC oder dem Tablett und wollen doch schließlich mit allem und jedem verbunden sein.
Ständig online – ständig auf Empfang….
Menschen sehnen sich nach Verbundenheit und Zugehörigkeit
Der Wandel der Zeit, die Innovationen unserer Generation hat uns viele Möglichkeiten gebracht. In den Zeiten von Big Data ist die Menge an Impulsen, Ideen und Möglichkeiten schier grenzenlos. Wir haben alle Möglichkeiten um mit Menschen an anderen Orten in Kontakt, in Verbindung zu treten. Ob durch Skype-Sitzungen, Video-Konferenzen oder dem Online-Chat im eignen Mobilphone. Wir können zu jeder Tages- und Nachtzeit miteinander in Verbindung treten und nutzen diese Chance auch fleißig.
Ja, wir Menschen sehnen uns tatsächlich nach einer Verbundenheit und Zugehörigkeit. Wir haben das dringende Bedürfnis nach Gemeinschaft – und diesem Belang kommt diese grenzenlose digitale Vernetzung natürlich sehr gut nach.
Wir können Menschen getrennt und weit weg von uns teilhaben lassen, sie mit Nachrichten und Fotos in unser momentanes Leben integrieren. Wir bekommen durch unser Facebook-Profil quasi eine neue Identität, durch welche wir uns der Welt präsentieren und wir können genau filtern und auswählen, was und wie wir uns zeigen und mitteilen wollen.
Innovation – Fluch und Segen zugleich
Dieser technologische Segen ist aber nicht nur ein Segen – es ist auch ein Fluch. Wir haben zwar durch die Social Medias wie Whatsapp, Facebook und Instagram oder Twitter die Möglichkeit einander näher zu kommen. Aber ist es die reale Nähe, die uns im tiefsten Inneren befriedigt?
Wir schaffen durch solche Errungenschaften zwar eine virtuelle Nähe, die uns glauben lässt, wir können uns zeigen und wir teilen uns mit, aber die menschliche reale Nähe wirkt uns dadurch immer fremder. Wir können uns sicher hinter unserem Profil verstecken, unsere Meinung hinausrufen in die Welt – aber verlernen dadurch die Konsequenz unseres eigenen Tuns.
Wir verlieren den Bezug zum wahren Leben
Jede Nachricht, jede Email und jedes Bild holt im Empfänger etwas hoch – es holt Gedanken und damit auch Gefühle hoch. Aber bekommst du davon noch etwas mit? Eine Nachricht ist schnell getippt, eine Botschaft auf Whatsapp schnell versendet… aber was kommt beim anderen wirklich an? Du kannst ihm nicht mehr ins Auge blicken, du musst nicht in der Realität, zu deiner Meinung und damit zu dir, stehen… du steckst dein Smartphone wieder in die Tasche und machst weiter…
In meiner therapeutischen Praxis erlebe seit einigen Jahren aufgrund der Digitalisierung immer mehr neue Probleme und Themen meiner Klienten: Da wird auf blaue Häkchen gewartet, da wird digital gestalkt, da werden digitale Profile zum Schutzwall vor Nähe, da werden für mich Handys immer mehr zum zusätzlichen Stress-Auslöser.
Wer ständig „on“ ist, ist nicht mehr „in“
Bist auch du in die Falle getappt – mach den Check:
- Ist dein Smartphone das erste, was du morgens berührst, anstatt die morgendliche Stunde bewusst mit dir zu nutzen und achtsam in den Tag zu starten?
- Checkst du noch im Bett liegend, was in der Welt draußen abgeht, anstatt dir selbst von deiner kleinen Welt einen Eindruck zu verleihen?
- Liest du während deinen Mahlzeiten Nachrichten, Mails oder Beiträge, anstatt dich in der Kantine umzuschauen oder dich mit dem Tischnachbar zu unterhalten?
- Schreibst du lieber Nachrichten um unverbindlich zu sein, anstatt anzurufen und die Stimme des anderen live zu hören bzw. dich auch live und nahbar zu zeigen zu müssen?
- Holst du in einer Warteschlange dein Handy raus und liest darauf etwas, anstatt den Moment der Pause zu genießen oder dich mit der Vordermann/Vorderfrau zu unterhalten?
- Fährst du zurück oder holst dein Smartphone noch schnell, wenn du es vergessen hast, anstatt es als eine Gelegenheit zu sehen, mal OFF zu sein?
- Wenn du dein Mobilphone nicht bei dir hast, hast du dann das Gefühl, es fehlt dir etwas?
- Hand aufs Herz: Versteckst du dich hinter der praktisch-bequemen Nachricht um nicht ins Gespräch oder den direkten Kontakt mit der Person kommen zu müssen?
- Berührst du mit deinen Händen und Fingern dein Handy mehr als beispielsweise deinen Partner, Kinder oder andere Menschen?
- Liegt dein Handy neben dir, wenn du nachts einschläfst?
Weihnachts-Challenge: „Ich bin dann mal off…“
Meine Idee für die Weihnachtsfeiertage für dich: geh mal off und sei ganz bei den Menschen, welche mit dir sind. Und selbst, wenn du allein zuhause bist, gibt es noch einen wichtigeren Menschen als dieser im Chat ganz oben: nämlich dich!
Fang wieder an, dir Handy-freie Momente zu gönnen und sei ganz bei dem, was du tust. Erlaube dir den Luxus der Unerreichbarkeit und vertraue und baue wieder mehr auf den zwischenmenschlichen Kontakt, der uns letztlich in der Tiefe nährt und berührt. Kein Video der Welt, keine Nachricht kann das Lächeln in live der Person uns gegenüber ersetzen, welches wir erst wieder wahrnehmen, wenn das Smartphone in der Tasche ist.
Smartphone-Fasten
Ich habe mir vor ein paar Wochen eine ganze Woche nur sehr begrenzten Kontakt mit Handy und kein Kontakt zu Pc oder Tablett gegönnt und ich durfte feststellen, dass auch ich mich einfach oft damit abgelenkt habe.
Seither liegt mein Telefon nicht mehr neben meinem Bett und ich packe es bewusst öfters weg, schalte es aus und muss nicht mehr auf jede Nachricht sofort antworten. Probiert es aus… es wirkt.
In diesem Sinne wünsche ich euch von ganzem Herzen eine nahbare und wertvolle Weihnachtszeit mit vielen Momenten im Hier und Jetzt mit den Menschen in tiefer Begegnung,
Fröhliche Weihnachten,
eure Monika
3 Antworten
Liebe Moni, vielen Dank für diese Botschaft.
Ja das kann ich nun mal beszätigen, dass ich mich auch öfter beim ständigen ON ertappe.
Vor kurzem habe ich aus Versehen mein Handy in der Praxis liegen lassen und habe es erst zu Hause grmerkt. Die erste 15-20 min haben sich sehr komisch angefühlt…. aky ob ich von allen die ich kenne abgeschnitten bin…
Und was ich dann festgestellt habe…. an dem Abend und am nächsten Morgen habe ich gefühlsmäßig so viel Zeit zur Verfügung gehabt… Wie noch nie und ich war BEI MIR.
Jetzt schalte ich mein Handy nach dem Feierabend ab u d zu mal komplett aus… um mehr die Realität des Lebens zu erleben.
Nochmal vielen Dank für die Impulse.
Ganz lieben Gruss und feste Umarmung
Inna Lerke
So war liebe Monika. Ich nehms mir zu Herzen.
Guter Impuls liebe Monika.
Frohe Weihnachten.
Liebe Grüße Gabriele