Was dir ein Leben fernab der Komfortzone für Möglichkeiten bietet
Da steh ich an der Bäckereikasse und warte, bis ich dran bin… plötzlich zeigt, diese Dame neben mir ganz eifrig der Verkäuferin, was sie sich für Brötchen wünscht und schwupp – hat sie sich vorgedrängelt…
Da komm ich in das Hotelzimmer, welches ich vor Wochen in Freude gebucht habe und dann entpuppen sich die schicken vier Wände aus dem Internet in eine muffig miese Abstellkammer mit Bett…
Da schiebe ich dieses unangenehme Gespräch in dem es um die Kritik an einer Sache geht, ewig hinaus und winde mich, weil ich dadurch einen Menschen wohl „verletzen“ muss…
Kennst du das? Was ist da los? Um was geht es da?
Diese kleinen Beispiele kennst du doch sicher auch aus deinem Alltag. Es ist doch nicht schlimm, wenn sich mal einer vordrängelt und es ist auch wirklich kein Weltuntergang, wenn dein Zimmer nicht den Erwartungen entspricht. Und trotzdem: Es stockt dir der Atem, du stehst sprachlos mit weichen Kien da und dein Kopf scheint komplett leer zu sein. Gefolgt von einem unangenehmes Ziehen im Bauch oder ein Kloss im Hals.
Wenn du dich mal im Alltag beobachtest, dann fallen dir diese klitzekleinen Sachen sicher auf. Und letztlich sind dies Dinge in der Summe alles andere als klein und nichtig. Denn diese einzelnen Situationen erfordern in dir immer nur eins: einen Schritt aus deiner Komfortzone.
Wenn Annehmen zum Aushalten wird
Viele Menschen reagieren in solchen Situationen mit dem Spruch: „Ach, das musst du halt annehmen. Das hat schon seinen Sinn.“
Aber ich frage mich: Ist das in manchen Momenten nicht einfach eine faule Ausrede, um nicht wirklich klar hinzustehen und auch mal die Meinung zu sagen? Ist es nicht der bequemere und ja – wohl auch scheinheilig spirituelle – Weg, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, um ja niemanden auf die Füsse zu treten oder in dem Gegenüber ein unangenehmes Gefühl zu erzeugen?
Lass es uns mal genauer anschauen: ich bin seit vielen Jahren ein großer Freund vom Weg der ehrlichen Hingabe. Ich glaube zutiefst, das in allem, was uns widerfährt ein tieferer Sinn steckt und das es weder Zufall noch Unsinniges auf dieser Welt gibt.
Und doch komm ich immer wieder in meinem Leben an solche Punkte, in denen ich gefordert bin, auch mal „Nein“ zu sagen. Mich wirklich klar zu positionieren und nicht einfach alles an mir vorüber gehen oder gar über mich zu ergehen lassen.
Viele Menschen sprechen zwar oberflächlich freundlich davon, dass sie diesen Umstand jetzt angenommen haben oder dass sie glauben, dass es dazu gehört. Aber wenn ich in manchen Gesprächen genauer nachfrage, dann steckt hinter der scheinheiligen Annahme noch eine große Wut, Trauer oder Verletzung. Wenn ich genauer hinhöre, dann kann ich die Enttäuschung meines Gegenübers fast greifen – und das, meine Lieben – das hat absolut nichts mit Hingabe oder Annahme zu tun – das ist schlichtweg Verspottung deiner Selbst.
Ein Nein zu dir – ein Ja zu mir!
Oftmals fühlt es sich an, als wären wir in einer Box: Wir stecken fest und scheinbar können wir nicht anders als so zu reagieren. Es verschlägt uns die Sprache, es verstummen die Ideen im Kopf. Und wir fühlen uns nahezu ohnmächtig, abhängig oder völlig unfrei in der Wahl unserer Möglichkeiten zu reagieren.
Das stimmt jedoch nicht. Wir haben nur gelernt, so zu reagieren und dürfen jetzt lernen die Dinge neu zu regeln – und zwar im Einklang mit unserem inneren Stimmigkeits-Barometer: unserem Herzen. Denn in vielen Momenten kann ein „Nein“ zu jemand anderem ein längst überfälliges Ja zu mir selbst sein.
„Boxenalarm“ – immer wenn deine Gedanken dich begrenzen
Nun, es ist so, dass wir diese Box durch Gedanken der Begrenzung erschaffen haben. Eine Begrenzung, die in einer Zeit der Unsicherheit oder der Abhängigkeit sogar Sinn machte. Damals noch in der Kindheit diente uns diese Box zutiefst. Gedanken, die uns dabei halfen, scheinbar sicheres Terrain zu kreieren in dem wir auch ja niemanden zu nahe treten und möglichst vielen Konflikten wie z.B. mit den eigenen Eltern aus dem Weg gehen.
Jedoch heute sind wir erwachsen und es passiert absolut nichts, wenn wir auch mal auf den Tisch hauen, unserem Ärger Luft machen oder eine Ungerechtigkeit nicht einfach so schlucken. Es ist völlig in Ordnung auch mal klar Konter zu geben, sich zu zeigen mitsamt seinen Gefühlen und dem Gegenüber auch mal „Nein“ zu sagen.
Kann ich nicht – oder will ich nicht?
Frage dich also im Alltag immer mal wieder, ob du die Situation wirklich nicht verändern kannst und dich wahrlich dem Weg der Annahme hingeben darfst, oder ob du dich insgeheim davor scheust oder drückst.
Abschliessen mag ich mit dem Gelassenheits Gebet von Reinhold Niebuhr einem US-amerikanischer Theologe und Philosoph – welches für mich genau beide dieser Ansätze beschreibt und vertritt:
„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen*, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“
- Ich würde anstatt „hinnehmen“ wohl das Wort „annehmen“ oder „akzeptieren“ wählen, weil es wahrlich darum geht, es innerlich wirklich in der Tiefe anzunehmen – ohne Groll und Hader.
Somit wünsche ich dir von Herzen einen gelassenen und und wenn es sein muss, auch mutigen Tag,
passt gut auf dich auf, Monika