Freud oder Leid?

Warum die Leichtigkeit nur einen Gedanken weit von dir entfernt ist

Da sitze ich im Auto… das Fenster heruntergekurbelt, die Sonne lacht mir ins Gesicht und aus dem Radio erschallt fröhliche Musik, ich summe leise mit… es ist mein freier Tag und ich wollte einen kleinen Ausflug machen und mir ein gemütliches Frühstück auf der Sonnenterrasse meines Lieblings-Cafès in Luzern gönnen… ich gleite dahin, ein leichtes Lüftchen bläst mir ins Gesicht und ich genieße die Freiheit… ach wie zauberhaft am See entlang führt meine Fahrt und ich sehe Menschen mit kleinen Kindern laufen, sie lachen und genießen ihr freudiges Sein…

Doch plötzlich: ein Gedanke, dann ein Gefühl… und ein anschließender Griff in die Handtasche, der mir meine Befürchtung bestätigt: ich habe mein Portmonee vergessen.

Kein Geld – kein Frühstück!

Ich musste den Weg also nochmals zurückfahren und meinen Geldbeutel holen:

Da sass ich also in diesem beschissenen Auto, es ist eh zu heiß… das Fenster offen, der blöde Wind bläst mir die Haare nervig ins Gesicht und die Sonne blendet mich auch… im Radio wieder so ein alter Song – spielen die denn immer das Gleiche? Ich fahre weiter, oh mein Gott, dieser Verkehr… so langsam… der Typ da vorne, will der sein Auto nicht lieber tragen?

Und die dämlich grinsenden Leute auf dem Gehsteig sollten auch mal etwas achtsamer sein… so eine verdammte Scheisse…

Ein Weg – zwei Einstellungen

Ich fuhr doch den gleichen Weg, dieselbe Strecke und doch erschien mir auf der Rückfahrt alles so komplett anders. Was war passiert? Nun, dieses Beispiel macht mir wieder so deutlich, wie wir uns unsere Welt erschaffen – nämlich mit unserer eigenen Laune, mit unserer Einstellung, mit unseren Gedanken und Überzeugungen.

Es war immer noch mein freier Tag und ich konnte immer noch frühstücken gehen – aber meine Laune war eine andere, da ich mich über das Vergessen des Geldbeutels so sehr geärgert hatte. Die Hinfahrt genossen – die Rückfahrt gehasst. Und das einzige was anders war, waren meine Gedanken. Denn auf der Rückfahrt hab ich die gleichen Menschen getroffen, die gleiche Sonne genossen und der gleiche Wind streifte über meine Haut – aber plötzlich erschien mir alles so viel nerviger, unnötig und anstrengend. Kennst du das in deinem Leben?

Himmel oder Hölle – es ist deine Entscheidung

Oftmals machen wir äussere Umstände, andere Menschen oder manchmal sogar das Wetter für unseren Unfrieden verantwortlich. Da ist das Leben einfach zu ungerecht, der Chef zu fordernd, der Partner zu unzuverlässig, der Winter zu lang und der Sommer zu heiß…  da sind plötzlich die Kinder zu laut, die Gesellschaft zu naiv und die Politiker zu dumm…

Und ja, es erscheint uns auch so viel leichter, wenn wir die Schuld jemanden anderen geben können. Es wirkt so, als wären wir Opfer der äusseren Umstände und müssten uns resignierend dem Leben hingeben.

„Es bringt doch sowieso nichts!sagt der, eine. „Ich lass mir das nicht bieten! sagt der andere. Und doch sind beide im Widerstand mit dem was ist. Der eine resigniert, der andre kämpft und doch sind letztlich beide unglücklich und kämpfen offensiv oder defensiv gegen einen Feind, den es letztendlich gar nicht gibt.

Liebst du schon oder leidest du noch?

Selbst mir passiert es im Alltag immer mal wieder, dass ich in diese Falle tappe und nahezu felsenfest davon überzeugt bin, dass ich jetzt so wütend oder traurig bin, weil der andere sich so und nicht anders verhält. Nun, wie unser Gegenüber sich verhält, das können wir kaum beeinflussen, aber wie wir darauf reagieren, darin liegt unsere Macht. Daher denk dran, du kannst die Umstände im aussen nicht immer ändern, aber deine Meinung, deine Gefühle und deine Einstellung dazu, kannst du jederzeit – wirklich jederzeit – selbst bestimmen.

In meinem Beispiel mit dem Portmonee war er sehr deutlich, es war nicht mal eine andere Person anwesend – nur ich! Aber ich wollte das Gefühl von Scham oder Ärger über das Vergessen des Geldes aber nicht spüren, nur nicht eingestehen – also stülpte ich meine immer mehr aufsteigende Wut einfach der brennenden Sonne, dem unnützen Autofahrer vor mir oder gar dem dämlichen Radiosprecher über.

Mach den anderen also nicht für deine Gefühle verantwortlich – denn er bietet dir nur eine Plattform und gewisse Erfahrungen zu machen. Die Menschen da draussen erinnern dich an deine Gefühle in dir, welche du verdrängt oder hinunter geschluckt hast.

Es geht nicht gleich darum, dass du jetzt jeden Menschen und jedes Verhalten annehmen und lieben musst – aber du darfst mehr und mehr anfangen, deine Reaktion auf dieses Verhalten bzw. auf diesen Menschen zu lieben. Denn es ist deine Reaktion, dein Denken und dein Fühlen.

Der einzig schuldige Feind sitzt zwischen deinen beiden Ohren

Mach die anderen nicht für deine Gefühle verantwortlich – aber mute ihnen ab und an auch deine Gefühle zu. Zeig dich, so wie du dich fühlst, aber greife nicht an. Sag dem anderen, was grad in dir ausgelöst ist, aber mach ihn nicht zum Schuldigen.

Fühle das Gefühle – aber verharre nicht darin. Steig auch wieder aus. Ein Gefühl will fließen – nicht festgehalten werden. Viel zu oft identifizieren wir uns mit unseren Gefühlen, Emotionen oder inneren Zuständen und dann verharren wir zu lang darin und erschaffen damit auch weitere negative Momente und Erlebnisse.

Der einzig schuldige Feind auf meiner unguten Rückfahrt sass zwischen meinen beiden Ohren – mein Verstand. Der flösste mir immer wieder ein: „Wie blöd du bist! Jetzt musst du wieder zurück fahren! Was für ein Aufwand! Hättest auch gleich dran denken können…!“ Blah blah blah…

Ich selbst konnte nach ein paar Kilometern den Feind in meinem Kopf entlarven, habe mir das dazugehörige Gefühle von Scham und Ärger erlaubt und konnte danach wieder geklärt aus dem „Drama“ aussteigen und auch den Rest der Rückfahrt genießen. Zuhause angekommen, schnappte ich mir das Portmonee und als ich schon wieder losfahren wollte, rief mich eine Freundin an und wollte mich spontan zu sich nachhause zum Frühstück einladen… und dann… ja dann… musste ich einfach nur leise in mich hinein schmunzeln und fuhr erneut – ohne Portmonee – los – weil ich es nun wirklich nicht mehr brauchte…

In diesem Sinne eine leichte Zeit für jeden von euch,eure Monika

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